Hansjörg Dobliar
"Cthulhu"
6. März 2005 - 10. April 2005
Cthulhu ist eine sagenumwitterte mythische Figur des Bösen und Dämonischen aus der Welt des H. P. Lovecraft - Außenseiter und zugleich Klassiker der phantastischen Horrorliteratur.
Cthulhu - so nennt auch Hansjörg Dobliar seine Ausstellung im Kunstverein Augsburg, in der er die Ausstellungsräume mit großformatigen Ölbildern, raumbezogenen Installationen und Skulpturen in ein weltfernes Reich der Düsternis transformiert. Schwarze Plastikplanen, prismatische Formen und landschaftliche Bildräume lassen eine eigene Welt des Phantastischen und Spekulativen entstehen.
Der Bezug zu Lovecrafts Erzählungen bleibt dabei bewusst unspezifisch und lose, schließlich geht es nicht um die Illustrierung von Texten, sondern um die Annäherung an ein Konzept des Unheimlichen und Schrecklichen. Nach Lovecraft äußert sich das Unheimliche gerade in seiner Unspezifik und Ungreifbarkeit, die mittels formeller Ungenauigkeit erreicht werden kann. Dieses Konzept ist auch in den Arbeiten Dobliars wiederzufinden, die durch kalkulierte Unklarheit und Diffusität ihren unheimlichen und mythischen Charakter entfalten. Immer wieder tauchen Rhomboiden, Tetraeder, Trapezoeder und andere Formationen auf, deren geometrische Autonomie ein nahezu magisches Potenzial birgt. Auch Cthulhu hat kein reales Gesicht, keine Gestalt - Lovecraft bezeichnet ihn als "das Ding" -, sondern ist vielmehr als eine abstrakte Größe zu verstehen.
Indem Dobliar die Bezüge seiner Werke zur Science-Fiction- und Horror-Literatur sowie zu den Filmen dieser Genres herausstellt, reiht er sich in die Folge von Malern, Schriftstellern, Regisseuren ein, die der Sehnsucht nachgehen, jenseits des real Erlebbaren eine phantastische Phantasiewelt zu kreieren. Eine Welt, die Ängste, Wünsche und Phantasien auslöst oder aber die Faszination am Schrecklichen weckt. Die Art und Weise, wie diese romantischen Maler und Schriftsteller genauso wie später die Filmemacher ihre imaginären Welten einer abgründigen Phantasie in eine Welt des Sichtbaren oder Geschriebenen überführen, folgt dabei einer immer ähnlichen Konzeption: eine Nachtmahr, ein Hirngespinst, ein Dämon, all dies lässt sich nicht "realistisch" abbilden, sondern nur mit Formen umschreiben oder andeuten, an die die Phantasie des Betrachters anknüpfen kann. Gerade die Unbestimmtheit des Schreckens, seine Gesichtslosigkeit und "Wechselbälgigkeit" zeichnen ihn aus. Den Mut, in Bildern nicht nur Dinge aufzuzeigen, sondern Nicht-Sagbares oder Nicht-Malbares auch ganz gezielt ungesagt und ungemalt zu lassen, zeigten als erste Füssli, Goya und Friedrich und begründeten damit eine Malerei des Unheimlichen und Metaphysischen. Dieses Konzept des Unbestimmt-Unheimlichen aufgreifend werden Hansjörg Dobliars Bilder zu einer Metapher des Grusels und ein Stellungnahme für das Phaszinosum des Unbegreifbaren.