Positionen zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion
Glanzlichter der Sammlung Morat: Artur Stoll, Kurt Kocherscheidt, Herbert Maier, Franz Bernhard, Peter Hauck
10. Juli bis 21. August 2005
In unserer Zeit wird es immer wichtiger, dass sich Mäzene, Sponsoren oder ganz allgemein Sammler finden, die aus der Fülle der Werke zeitgenössischer Kunst pointierend und mit qualitativen Auswahlkriterien Kunstwerke erwerben und zusammenstellen. Sie beziehen in der schier unendlichen Fülle heutiger Kunst Positionen und schaffen für den suchenden Kunstfreund Orientierung mit der zusätzlichen Möglichkeit, statt Einzelbildern Sammlungen kennen zu lernen. Eine solche ist die Sammlung des "Morat-Institutes für Kunst und Kunstwissenschaft" in Freiburg im Breisgau, von dem Förderer von Kunst und Künstlern Franz Armin Morat initiiert. Die außerordentliche Sammlung des Institutes umfasst ein breites Spektrum und bietet neben vielen anderen Kunstwerken auch Bilder und Plastiken bedeutender zeitgenössischer Künstler. Werke von fünf Malern oder Bildhauern werden in dieser Ausstellung des Kunstvereins Augsburg gezeigt. Sie beziehen jeweils pointiert und unterschiedlich Positionen im Spannungsfeld von Gegenständlichkeit und Abstraktion.
Artur Stoll ist mit Leben und Kunst wie kaum ein anderer seiner Heimat im Badischen verbunden gewesen. 1947 in Freiburg geboren, 2003 dort auch gestorben, fand er seinen Lebensmittelpunkt immer wieder in dem kleinen Dorf Norsingen im Badischen, in dem er seine Jugend verlebt hatte. Entsprechend realitätsnah ist seine Malerei, sein obsessiver Umgang mit der Farbe jedoch schaffte den Weg zur Gestaltung einer neuen plastisch-farbigen Wirklichkeit.
Kurt Kocherscheidt (1943 - 1992) sucht in seinen Bildern die zunehmende Vereinfachung. Bildelemente verringern sich und rücken in den Hintergrund. Stattdessen werden seine Bilder immer öfter bestimmt durch eine einzige, mehr oder weniger große Binnenform, die dialogische Qualität entwickelt und den Betrachter zum Austausch auffordert.
Herbert Maier schafft durch die subtile farbliche und kompositorische Lenkung des Blicks eine Art schwebende Balance zwischen der konkreten Zweidimensionalität des Farbauftrags und der malerischen Illusion von Räumlichkeit. »Maier treibt die immanente Spannung zwischen Realitätsbezug und restloser formaler Abstraktion auf die Spitze. Das, was man Inhalt nennen könnte, fließt in die Malerei ein, wird von ihr absorbiert, bildet ihr Substrat und ist doch zugleich nur als Malerei erfahrbar.« (Hübl)
Franz Bernhard zählt zu den bedeutendsten deutschen Bildhauern der Gegenwart. »Er treibt die Autonomisierung eines figurativen Anlasses bis an dessen Grenzen und ringt um inhaltliche Chiffren, um Gestaltformeln, die etwas vom Wesen des Menschen widerspiegeln. Das Thema des Menschenbildes wird selbst in der einfachsten Würfelform nicht aufgegeben.« (Morat)
Peter Hauck. Alle seine Arbeiten verweisen auf die Auseinandersetzung mit der Natur. »Über die Farbe jedoch entrückt der Bildhauer seine Skulpturen dem rein Naturhaften«, sagt Dieter Brunner, »um dann am Ende seines Schaffensprozesses von Naturbeobachtung, Abstraktion und Neuschaffung wesenhafte Kunstfiguren entstehen zu lassen.«
Die Ausstellung 2005 in der Toskanischen Säulenhalle wird wieder von der Stadtsparkasse Augsburg mitgetragen und gefördert. Der Kunstverein Augsburg bedankt sich für die angenehme Zusammenarbeit und die wertvolle Unterstützung. Michael Kochs