28. Juni bis 31. August 2014
Holbeinhaus, Vorderer Lech 20
Dienstag bis Sonntag, 11-17 Uhr,
Mittwoch, 11-20 Uhr
Eröffnung: Samstag, 28. Juni, 18 Uhr Einführung: Anne Brannys, Berlin Der Künstler ist anwesend.
Der in Berlin lebende Künstler Thilo Droste (*1977) macht es sich und anderen nicht leicht. Wo Dinge künstlerisch schon zu Ende gedacht scheinen, denkt er sie weiter und fordert vom Original Flexibilität und vom Betrachter die Anstrengung des Mitdenkens ein. Seinem Anspruch auf Wahrhaftigkeit muss sich selbst die Wahrheit beugen. Aufrichtig und starrsinnig hinterfragt er Allgemeinplätze mit subtilem Widerstand, nicht mit großer revolutionärer Geste.
Die Inhalte seines Werks erzählen von der Suche nach Auseinandersetzung und einem Gegenüber.Sinnbildlich dafür steht z.B. der Spiegel als wiederkehrendes Material.Wenn der Betrachter dann in einen Kosmetikspiegel blickt und gleichzeitig das eigene vergrößerte Gesicht und in kleiner handschriftlicher Gravur das Wort "EGO" erblickt, kann er schwerlich dem Rendezvous mit der uralten und immer aktuellen Frage nach dem Ich, dem Wert des Selbst und der eigenen Wahrheit ausweichen. Ausweichen dürfen auch die Vorbilder der Kunstgeschichte nicht, mit denen der Künstler einen lebhaften Dialog (über die Zeiten und das Sterben hinweg) im eigenen Werk führt. Stets halten sich Bewunderung und Hinterfragung die Waage. Für die künstlerische Arbeit kann das Vorbild zum Nachteil gereichen durch blinde Bewunderung und bloße Nachahmung. Für Thilo Droste ist das Vorbild als Material begriffen Stoff für neue Nach-Teile.
Seine Arbeiten folgen stets einer intensiven Auseinandersetzung mit vorgefundenen Situationen, thematischen Fragestellungen und divergenten Ausstellungskontexten. Dabei setzt er der Komplexität in der Bearbeitung von Inhalten eine humorvolle Leichtigkeit in der Realisation entgegen - Witz, abgründige Einfachheit und handwerkliche Expertise kennzeichnen das Erscheinungsbild seiner Arbeiten. Studierte er an der HBK Braunschweig noch Freie Kunst mit dem Schwerpunkt auf Malerei, erfuhr das Werk von Thilo Droste in jüngster Vergangenheit eine Weiterentwicklung mit konzeptioneller Ausrichtung, scheut jedoch weiterhin nicht die malerische Umsetzung von Ideen neben anderen Medien und Materialien.
Für die Ausstellung "Vorbilder und Nachteile" wurden Arbeiten entwickelt, die in diesem Rahmen zum ersten Mal präsentiert werden. Zudem erscheint begleitend ein Katalog, der das facettenreiche Werk von Thilo Droste portraitiert. Anne Brannys